Ein Theaterstück wie ein Axthieb

Jörg Buttgereit orchestriert mit seiner Theaterproduktion IM STUDIO HÖRT DICH NIEMAND SCHREIEN im Dortmunder Schauspielhaus eine neue Symphonie des Grauens. Genauer gesagt eine Tonspur für den neuen italienischen Slasherfilm DIE BLUTBRAUT DER BESTIE MIT DEN SCHWARZEN HANDSCHUHEN von Dario Winestone (Ekkehard Freye mit sensationeller Argento Perücke) aus dem Jahr 1976. Im Tonstudio der renommierten Produktionsfirma Giallo Internationale erscheint der deutsche Sounddesigner Maximilian Schall (der unfassbar wandelbare Uwe Rohbeck gibt schon zum fünften Mal für Buttgereit erfolgreich Vollgas), der in letzter Sekunde einen mysteriös verschwundenen italienischen Tonmann ersetzen soll.

Uwe Rohbeck

IM STUDIO HÖRT DICH NIEMAND SCHREIEN ist vollgestopft mit schönen Meta-Perlen, die auch bis zu „Metoo“ gehen. Nichts davon wirkt selbstzweckhaft aufdringlich oder bloß aktuell reingezwängt, weil diese Momente ineinandergreifende Teile eines grandiosen Mad-Movie-Making-Mosaiks sind. Buttgereit hält dieser gesplitterten Filmwelt von einst seinen zerbrochenen Spiegel vor, um so ein rasiermesserscharfes, ungeschminktes Panoramabild dieser filmischen Ära und des Genres in die Köpfe seines Publikums zu projizieren. Ein Theaterstück wie ein Axthieb, das den Zuschauer absichtlich gespalten und erfreulich zerstört zurücklässt, nur um danach noch viel tiefer in diesen Kosmos des Wahnsinns eintauchen zu wollen und von ihm aufgesogen zu werden.

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Nächste Vorstellungen:
So. 03. Februar 2019
So. 24. März 2019

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